- Gerd Haumann
- April 5th, 2016
Böse Zungen behaupten, dass Rentner viel Zeit fürs Nichtstun haben und am liebsten im Fernsehen Volksmusiksendungen verfolgen. Norbert Fiedler widerlegt diese Klischees mit großem Ehrgeiz. Er verbringt die Zeit viel lieber bei seinen Beatles im Keller.
Die Liebe des Stiepelers zu den Pilzköpfen begann bereits in jungen Jahren. Aufgewachsen in den 60ern, waren autoritäre Erziehung und Kriegsvergangenheit sein täglich Brot. Im Kopf schon weiter, doch gefangen im Hier und Jetzt, half ihm die Musik, sich von dem „Mief“ zu befreien und ein neues Lebensgefühl zu erlangen. „Die Beatles begleiteten uns nicht nur musikalisch in unserer Entwicklung, sondern auch textlich. Sie gaben uns Kraft und Mut, anders zu sein, aufmüpfig zu werden“, erinnert sich Norbert Fiedler.
Gut 40 Jahre später – alte Liebe rostet nicht – begann die Leidenschaft zu den Beatles erneut aufzuflammen. Zu seinem 60. Geburtstag bekam Fiedler eine Platte seiner früheren Lieblingsband geschenkt, und „da fing es wieder richtig an.“ Nicht nur das Interesse zu den „Fab Four“ war damit geweckt, sondern er begann ein Interesse am Sammeln zu finden.
In sieben Jahren Sammelleidenschaft hat Norbert Fiedler bereits mehr als 5.000 Andenken an die Beatles zusammenbekommen. Sammelbilder und Autogramme, Gläser und Gardinen sowie Schallplatten und Kassetten befinden sich im Keller des stolzen Besitzers. „Nach so vielen Jahren ist es schwer, solche ‚Schätze‘ überhaupt noch zu finden. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn meine Sammlung um ein weiteres Stück ergänzt wird“, so Fiedler.
Besonders stolz ist der 67-Jährige auf ein Autogramm von Paul McCartney. Vor gut 15 Jahren fand für die Stiftung von McCartneys früherer Frau Heather Mills eine Gala in Düsseldorf statt, bei der auch McCartney selbst anwesend war. Durch Glück gelang es dem Beatles-Fan und seinem Sohn, an der Gala teilzunehmen. „Umgeben von Stars auf dem roten Teppich und schließlich nur fünf Tische von Paul entfernt – das war schon aufregend“, erinnert sich Fiedler strahlend. Da McCartney an diesem Tag im Hintergrund stehen wollte, gab er keinerlei Autogramme. Den traurigen Blick des Sohnes im Nacken, beschloss Fiedler, es einfach zu probieren. „Ich weiß auch nicht, was mich da getrieben hat. Auf einmal stand ich neben Boris Becker, welcher an McCartneys Tisch saß.“ Er tippte dem “Bobbele” auf den Rücken und erzählte ihm von seiner Liebe zu der Band. „Boris meinte zwar: ‚Du bist ja ein ganz Verrückter. Aber gib mal her, ich kümmere mich darum.‘ Und das Ende vom Lied: Schlussendlich bekamen wir das einzige Autogramm des Tages.“
Da Norbert Fiedler seit gut zwei Jahren Rentner ist und „nicht den ganzen Tag auf dem Sofa verbringen möchte“, rief er ein neues Projekt ins Leben: Die „Ruhrgebeatles“. Im Rhythmus von gut zwei Monaten trifft er sich nun mit anderen „Verrückten“ zum Beatles-Stammtisch in der Ritterburg. Gemeinsam möchten sie das Erbe der Beatles mit neuem Leben füllen. Willkommen ist jeder, der an der kleinen Zeitreise zurück in die 60er Jahre teilnehmen möchte.
Text: Lea Kazimirowicz
Infobox:
Ruhrgebeatles – Beatles-Stammtisch Bochum
Nächstes Treffen: 19. Mai 2016 in der Ritterburg, Castroper Straße 177
Ablauf: gemeinsames Essen und danach Programm mit Vorträgen und Spielen
Bei Interesse bitte vorher bei Norbert Fiedler anmelden:
02 34 / 79 54 55
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe im April 2016 erschiene: Bochum-tourismus.de